Main-Post am 8. Dezember 2011

Das berichtete die Main-Post am 8. Dezember 2011 über unsere 25 Jahre Festveranstaltung.

Es war das Fremde, das Exotische, das Cornelia Morper faszinierte. Und die Faszination lässt sie bis heute nicht los. China und seine Kultur haben es ihr angetan, seit sie in den 60er Jahren Sinologie, die Chinawissenschaft, im Nebenfach studierte. Keine Frage also, dass sie zu den Gründungsmitgliedern der Gesellschaft für deutsch-chinesische Freundschaft (GDCF) in Würzburg gehörte. Eine kleine Gemeinschaft, die inzwischen seit 25 Jahren aktiv ist und auf eine ereignisreiche Geschichte zurückblicken kann – genau wie China selbst.

Cornelia Morper ist derzeit die zweite stellvertretende Vorsitzende des Vereins. „Wir haben einen fünfköpfigen Vorstand“, erklärt sie. „Und wir arbeiten sehr gut zusammen.“ Fünf Jahre lang hatte sie das Amt der Vorsitzenden inne. Das war Anfang der 1990er Jahren. Damals betreute sie auch die „China-Galerie“, ein kleines Geschäft in der Würzburger Innenstadt, das chinesische Kunstgegenstände und Antiquitäten anbot: „Das war sozusagen unsere Nachrichtenzentrale.“

Dort hatte 1985 die Geschichte der GDCF ihren Anfang genommen. Die drei Geschwister Gerlinde, Reinhard und Eberhard Gild gründeten den Verein, um den Würzburgern die chinesische Kultur näher zu bringen. Auch die Galerie war ihre Idee. „Damals begann China langsam, sich international zu öffnen“, erinnert sich das Morper. Der Verein in Würzburg war damals der 23. Ortsverein in Deutschland, der dazugehörige Dachverband sitzt in Frankfurt.

Mit 30 Mitgliedern startete die GDCF 1986 ihre Aktivitäten. Cornelia Morper hatte dabei immer ein besonderes Steckenpferd: die Kunst. „Ich bin Expertin für ostasiatische Kunst und habe als Sachverständige gearbeitet“, sagt die 71-Jährige, die inzwischen im Ruhestand ist. Jahrelang kümmerte sie sich zum Beispiel um eine große Chinasammlung im Schloss Aschach, in der Nähe von Bad Kissingen. „Dort stieß ich fast zufällig auf 400 chinesische Kunstobjekte, die noch nie jemand aufarbeitet hatte“, berichtet Morper. 1985 begann sie mit den Arbeiten, voraussichtlich im nächsten Jahr wird der lang ersehnte Katalog erscheinen.

„Aber wir beschäftigen uns natürlich nicht nur mit Kunst“, stellt die Vorsitzende fest. „Die Mitglieder haben alle ganz unterschiedliche Interessensgebiete.“ So gibt es Experten für Mission in China, für chinesisches Schattenboxen oder die wirtschaftliche Entwicklung des Landes. Mehrere Mitglieder der Gesellschaft haben gesellschaftliche oder wissenschaftliche Verbindungen nach China (siehe Infokasten) – eine gute Grundlage für Vorträge und Präsentationen. Cornelia Morper selbst gab nebenbei lange chinesische Kochkurse. Und auch die Musik begeisterte die Vereinsmitglieder bei vielen Treffen.

Chinesische Studenten

„Wir treffen uns einmal im Monat, um gemeinsam zu essen“, erzählt Morper. „Darüber hinaus stehen gemeinsame Ausflüge und Führungen auf dem Programm.“ Immer eingeladen werden dabei die Mitglieder der Würzburger chinesischen Studenten- und Akademikergruppe. „Es sind meistens zwischen 100 und 200 Chinesen in Würzburg zu Gast – beruflich oder zum Studieren.“ Für sie organisiert der Verein mehrmals im Jahr Führungen, damit sie Stadt und Region besser kennenlernen. Höhepunkt der gemeinsamen Aktivitäten ist das alljährliche Weihnachtsfest. Morper lacht: „Das ist immer eine Gaudi.“ In diesem Jahr musste die Feier allerdings ausfallen. Stattdessen feierte die GDCF nämlich zusammen mit über 70 Gästen ihren 25. Geburtstag im Siebold-Museum.

Zurzeit hat die Gesellschaft 20 Mitglieder. Chinesen sind darunter allerdings keine. Die ortsansässigen seien wohl nicht interessiert, meint die Kunstexpertin: „Vielleicht sind wir ihnen zu elitär.“ Die genauen Gründe kenne sie aber nicht. Die chinesischen Studenten und Akademiker sind häufig zu Gast, aber keine offiziellen Mitglieder. „Wir wollen ihnen den Mitgliederbeitrag ersparen“, sagt Morper.

Natürlich wird auch der direkte Kontakt in das fernöstliche Land gepflegt. Bestes Beispiel dafür ist wohl Professor Zhang Youliang, der Würzburg schon mehrfach besucht hat und hier seine Kunst ausgestellt und verkauft hat. „Er war sozusagen mein Türöffner nach China“, sagt sie. Inzwischen war sie selbst 16 Mal in China zu Gast. „Dort ist alles ganz anders als hier.“

Trotz aller Neugier bleibt ihr Kontakt zu den Chinesen allerdings meist recht oberflächlich: „Man muss sich schon lange kennen, bis man warm miteinander wird.“ Sie spricht zwar ein paar Brocken Chinesisch, meist laufen die Unterhaltungen aber auf Englisch. „Trotzdem ist alles immer sehr freundlich“, betont die Vorsitzende.

Vor allem zwei Ziele hat sich die Gesellschaft für die Zukunft gesetzt. Zum einen soll eine Städtepartnerschaft mit der Stadt Hangzhou realisiert werden. Die dortige Universität kooperierte schon mehrfach mit der Uni Würzburg. Zum anderen träumen die Vereinsmitglieder von einem chinesischen Garten bei der nächsten Landesgartenschau im Jahr 2018. Die Gespräche und Planungen laufen bereits.

ONLINE-TIPP

Mehr Informationen unter www.gdcf-wuerzburg.de

Die GDCF Würzburg

Die Gesellschaft für deutsch-chinesische Freundschaft Würzburg hat drei Aufgaben: Informationen über die chinesische Kultur und die aktuelle Situation Chinas für Deutsche, Informationen über Deutschland für Chinesen sowie gemeinsame Aktivitäten. Vorsitzender ist Dieter Böhn, sein erster Stellvertreter ist Hans-Peter Trolldenier. Die beiden Professoren haben bereits Forschungsprojekte mit chinesischen Partnern abgewickelt. Cornelia Morper, Gutachterin für ostasiatische Kunst, ist zweite stellvertretende Vorsitzende. Kassenwartin ist Undine Körting. Schriftführer Hans-Joachim Göpfert pflegt Geschäftskontakte nach China.

Von unserem Redaktionsmitglied Regine Beyss
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